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Lie – Techniken des Taiji Quan (6/8)

Lie oder Lie Jin ist eine der vier Nebentechniken oder Bewegungsmuster des alten Yang Stil Taiji Quan.

Lie entsteht durch eine ansatzlose und ruckartig ausgeführte Drehung des Körpers, die eine gleichzeitige Vor- und Rückbewegung der beiden Arme bewirkt. Dies kann mit einer Scherbewegung verglichen werden.

Das Schriftzeichen Liè 挒 bedeutet zerreißen, entzwei brechen oder spalten. In der englischsprachigen Literatur wird Lie zumeist mit Split oder Rend übersetzt. In den Klassikern des Taiji Quan wird Lie mit der Bewegung eine Schwungrades verglichen, welche eine einwirkende Kraft tangential abprallen lässt, oder auch als würde man von einem Wirbel erfasst und herumgeschleudert werden.

„The shoulders follow the turning of the waist like a dragon twisting its body“

Douglas Wile: Lost T’ai-chi Classics from the Late Ch’ing Dynasty (The Eight-Character Secret Transmission (Li I-yü, Li Yiyu)

Die Anwendungen von Lie:

Eine Hebeltechnik zum Arm des Gegners (Arm-Streck-Hebel)
Der Kontakt am Arm des Gegners erfolgt am Handgelenk und hinter dem Ellbogengelenk, um den Arm zu strecken und eine Hebeltechnik auszuführen.

Die Ausführung von Lie benötigt einen Drehimpuls aus dem Körper, welcher Schultern und Arme dreht. Dabei wird der am Ellbogen berührende Arm leicht gestreckt, während der am Handgelenk ergreifende Arm gleichzeitig gebeugt wird. Diese Beschreibung gilt, wenn der Gegner mit der Außenseite des Armes zu einem steht; für den Fall, dass der Gegner mit der Innenseite des Armes zu einem positioniert sind Streckung und Beugung der Arme umzukehren. Zwei Bewegungen aus der Form, die oftmals mit Lie in Verbindung gebracht werden, sind: „Die Mähne des Pferdes teilen“ und das „Diagonale Fliegen“.

Dabei werden zwar die Arme gegengleich aus der Taille bewegt, aber nicht gleichzeitig. Bei genauer Betrachtung entsprechen diese beiden Bewegungen nicht der Definition von Lie, wie sie in den Klassikern des Taiji Quan beschreiben sind.

„Revolving like a flywheel, if something is thrown against it, it will be cast off at a great distance. Whirlpools appear in a swift and flowing streams, And the curling waves are like spirals.“

Douglas Wile: Lost T’ai-chi Touchtstones (attributed to T’an Meng-hsien)

In folgenden Bewegungen findet sich Lie in der Form wieder:

Lie findet sich nicht als eigene Bewegung, aber als Teil einiger Formbewegungen.  Zum Beispiel in der Bewegung: Den Körper drehen und mit der Faust schlagen. Im zweihändigen Tuishou nach der Bewegung Lü, wenn ein Armhebel angedeutet wird. In der Sanshou Partnerform bei allen Hebeltechniken und bei den Bewegungen Trennen, Zurückbiegen (bend backwards) als Variatiante von Lie, da die Streckung des vorderen Beines und der Angriff mit dem Unterarm zum Hals eingesetzt werden, um den Gegner zu destabilisieren und zu schädigen.

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